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Kommentar Baumschutzsatzung

In der Klimakrise gehören Bäume, vor allem große erwachsene Bäume, zu unseren wichtigsten Helfern. Alte ausgewachsene Bäume sind für unsere Städte so wesentlich, dass die Fällung eines großen gesunden Baums inzwischen als ein Akt gegen das Allgemeinwohl bezeichnet werden kann.

Trotzdem stehen große Bäume in Reutlingen bisher ohne Schutz da. Jeder kann einen unliebsamen Baum beseitigen, egal aus welchem Grund. Die Stadt und hoffentlich eine Mehrheit des GR versucht nun hier endlich gegenzusteuern.

Wer einen Baum mit einem Stammumfang von 80 cm oder mehr (gemessen einen Meter über dem Boden) fällen möchte, ist verpflichtet, sich vorher beraten zu lassen, und muss darüber hinaus entweder einen Ersatzbaum neu anpflanzen oder eine Neupflanzung finanzieren. Hier soll die verbindliche Beratung greifen, indem sie versucht, den Baum möglichst zu retten.

Wir brauchen eine Handhabe die den Umgang mit grösseren Bäumen regelt. Ein Negativbeispiel zeigt die Situation auf Flurstück Nr. 3070/3 (Villa Menzel) am Lerchenbuckel in der Gerokstrasse.

Ein regionaler Gönninger Bauträger, und ich hätte grösste Lust diesen hier öffentlich beim Namen zu nennen, hat mehrere bald hundert Jahre alte, gesunde Bäume kurzerhand fällen lassen …und das ohne irgend einen ersichtlichen Grund, denn es liegt auch nach Monaten immer noch kein Baugesuch für das Gelände vor.

Es gibt leider Menschen, die vergessen oder ignorieren, wie wichtig Bäume für uns und unser Stadtklima sind. Bäume sind hervorragende Klimaschützer.

Sie produzieren Sauerstoff und entziehen dabei das klimaschädliche CO2 der Luft.

Eine einzige ausgewachsene Buche erzeugt jeden Tag den Sauerstoff für bis zu 50 Menschen – und dies ohne Steckdose und dazu noch völlig kostenlos!

Zudem verdunsten Laubbäume an heißen Sommertagen bis zu 400 Liter Wasser und entziehen dabei der umgebenden Luft Wärme.

Zur Veranschaulichung ein kleiner Ausflug in die phys. Chemie:

Pro Liter Wasser sind 0,63 kWh zur Verdunstung erforderlich, also für 400 l 252 kWh. Beim derzeitigen Strommix in Deutschland werden 420 g CO2 pro kWh freigesetzt. D.h. für 252 kWh täglich 106 kg CO2.

Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels, ist es doch unerlässlich den noch vorhandenen und bereits für den Klimaschutz vor Ort elementar wirksamen Baumbestand mit allen verfügbaren Mitteln als unersetzliches Naturkapital für die Zukunft sicherzustellen.

Unsere Stadtbäume sind also Schattenspender, Klimaanlage, Staubfilter, Lebensraum und Wohlfühlort in Einem und sorgen für das Wohlbefinden und Lebensqualität der Bevölkerung, aber auch von Tieren. Das Fällen eines jeden gesunden Baums ist daher verantwortungslos und kurzsichtig!

Wir wollen und brauchen diese Satzung nicht um ehrliche Grundstückseigentümer zu gängeln, sondern um den Umgang mit unseren wertvollen Bäumen zu regeln.

Die Satzung soll verhindern, dass weniger hingebungsvolle Grundbesitzer ihre Bäume, deren Stämme 80 cm Umfang erreicht haben, ohne Rücksprache und Genehmigung der Stadtverwaltung absägen. Die Liste von möglichen Ausnahmen ist lang und eigentümerfreundlich. Und was gewissenhaften Grundstücksbesitzer*innen sicher gefallen wird: Sie bekommen von einem Baumschutzamt kostenlos Beratung in puncto Baumpflege, -krankheiten und der Entfernung von Bäumen.

Natürlich ist eine Baumschutzsatzung auch mit Aufwand verbunden und greift ein Stück in das Eigentumsrecht ein. Der Bestand an großen Bäumen muss erfasst und kontrolliert werden. Einerseits ist dazu Personal erforderlich um den Schriftkram zu erledigen und um Einsätze zu koordinieren. Andererseits, und das wird hoffentlich der Hauptzeitaufwand sein, um Gutachten, Beratungen und Kontrollen vor Ort durchzuführen.

Natürlich sind die Mitglieder der WiR-Fraktion auch etwas verunsichert was die Kostenseite anbelangt. Vor allem durch die Aussagen unseres OB, der am 27. 04.2021 mündlich im GR verlauten liess, nachzulesen im GEA vom 28.04.2021, dass eine Realisierung derzeit nicht darstellbar und müsse angesichts der desaströsen Haushaltslage verschoben werden. Man könne dies ja dann wenn die Kassenlage besser sei realisieren.

Offensichtlich jedoch ist die Kassenlage heute deutlich schlechter als im April 2021.

ABER trotzdem liebe Kolleginnen und Kollegen … raffen wir uns auf, … wir brauchen einen Schutz unserer Bäume um die Lebensqualität in unserer Stadt zu erhalten!

und an alle Gegner … geben Sie sich einen Ruck und stimmen Sie zu.

Wir freuen uns auf die Umsetzung zum Erhalt unserer Lebensqualität!!!